Caja Thimm: WikiLeaks auf dem medienethischen Prüfstand: Legitime Transparenz oder Gefahr für den Weltfrieden?

Abstract

WikiLeaks auf dem medienethischen Prüfstand: Legitime Transparenz oder Gefahr für den Weltfrieden?

In dem Vortrag wird anhand von Selbstverständnisprotokollen von WikiLeaks sowie aus der journalistischen Bearbeitung durch die kooperierenden Printmedien zunächst die Debatte um digitale Öffentlichkeitskonstrukte und -funktionen systematisiert. Argumentiert wird, dass die Affaire um WikiLeaks auf mehreren Ebenen als Prüfstein für die Ethik digitaler Öffentlichkeiten anzusehen ist. In einer Kultur der politischen Debatte, die besonders 2010 von der Forderung der Bürgerschaft nach Mitsprache und Beteiligung an wichtigen politischen Projekten gekennzeichnet war (Stuttgart21, Bürgerentscheid zur Schulreform in Hamburg, u.a.) erhält die Frage nach der Revidierung normierter Verfahren zur Öffentlichkeitskonstruktion neues Gewicht. Es wird argumentiert, dass die Politik die Mitglieder des Gemeinwesens zu wenig als Gestalter ihrer Lebenswelt und damit als aktive Zivilgesellschaft konfiguriert und damit die Ressource „Engagement“ unbeachtet lässt. Im Netz ist nun eine neue Öffentlichkeit entstanden, die im Kern ethisch und verantwortungsvoll ist. Sie reguliert sich in vielen Bereichen selbst und kann mehr Impulse für die Organisation der Öffentlichkeit setzen als die traditionelle Eingriffsverwaltung wahrhaben will. Digitale Öffentlichkeit wäre damit nicht nur durch User Generated Content charakterisiert, sondern durch das eigenverantwortliche Handeln und User Generated Regulation (UGR) kontrolliert.

Kurzbiographie

Caja Thimm, Prof. Dr., Institut für Sprache, Medien und Musik der Universität Bonn (Medienwissenschaft), Poppelsdorfer Allee 47

 

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