Ethikrat öffnet sich gegenüber informationsethischen Themen

Am vergangenen Mittwoch tagte der Deutsche Ethikrat in Berlin zum Thema „Autonome Systeme. Wie intelligente Maschinen uns verändern“. Über 500 Interessierte verfolgten die immer aktueller werdenden Diskussionen dazu, ob und in welcher Weise teilautonome und zunehmend auch hochautonome Systeme wie selbstfahrende Autos, Pflegeroboter, Smart Homes oder gar automatisierte Waffensysteme Autonomie und damit auch Verantwortung beanspruchen können oder sollten. Über gängige Dilemmata-Fragen hinaus wurden technische in Verbindung mit rechtlichen, sozialen und ethischen Fragen aufgegriffen und kritisch diskutiert.

Aus philosophisch-ethischer Perspektive verneinte Prof. Dr. Nida-Rümelin die Verantwortungsmöglichkeit sogenannter autonomer Systeme, da Verantwortung an Intentionalität und Personalität gekoppelt sei. Trotz all der Potenziale, so zeigte sich in der Diskussion, die solche Systeme auf für die Selbstbestimmung der Nutzer und Anwender haben kann, riet der Philosoph dazu, "autonomen" Systemen keine mentalen und speziell personalen Eigenschaften" zuzuschreiben. In der Konsequenz müsste man sonst seinen selbst lernenden Computer immer um Erlaubnis fragen, wenn man ihn abschalte.

Dass diese Fragekomplexe vom Deutschen Ethikrat erstmals aufgegriffen wurden verweist auf die gesellschaftliche Relevanz informations- und medienethischer Fragestellungen. So betonte der Vorsitzende des Ethikrats, Prof. Dr. Peter Dabrock, zu Beginn der Tagung: „Können wir im Meer unserer Datenströme selbstbestimmt wir selbst bleiben, oder stolpern wir – mehr berauscht als bewusst – vor lauter Freude an Miniaturverbesserungen unseres Alltages in eine Unmündigkeitsfalle hinein?“ Diese neue Ausrichtung des Ethikrats scheint damit aus Perspsektive des Netzwerks Medienethik und der FG-Gruppe Kommunikations- und Medienethik begrüßenswert. Zu einer Erweiterung des Themenfeldes des Ethikrats um informations- und medienethische Themenfelder hatte die Fachgruppe unter Leitung von Jessica Heesen und Ingrid Stapf bereits Anfang 2016 ein Posititionspapier an den Deutschen Ethikrat geschickt.

Weitere Informationen sowie Vorträge, Programm und Podcasts finden sich unter: http://www.ethikrat.org/veranstaltungen/jahrestagungen/autonome-systeme.

Kommentar verfassen