Über ein ganzes Jahrzehnt hinweg versagten staatliche wie polizeiliche Ermittlungsbehörden in der Aufklärung von neun Morden und weiteren Gewaltverbrechen des „Nationalsozialistischen Untergrundes“ (NSU). Dieses Totalversagen gipfelte auf entscheidender Ebene in dem Begriff der „Döner-Morde“, dem Unwort des Jahres 2012. Entscheidend deshalb, weil die Frage gestellt werden muss, inwieweit nicht auch ein Medienversagen zu konstatieren ist.
Wurden journalistische Standards verletzt, indem Behördenergebnisse unhinterfragt übernommen wurden? Haben Journalisten durch unzulängliche Professionalität, mangelhafte Recherchen, spekulative Mutmaßungen und nicht zuletzt die diskriminierende Bezeichnungspraxis das Schüren von Vorurteilen in der Bevölkerung noch vorangetrieben?
Das Autorenteam Fabian Virchow, Tanja Thomas und Elke Grittmann untersucht in einer Studie der Otto-Brenner-Stiftung erstmals die mediale Berichterstattung über die zwischen 2000 und 2006 begangenen Morde, die dem „NSU“ zugerechnet werden. Ihre Studie trägt den Titel: „Das Unwort erklärt die Untat: Die Berichterstattung über die NSU-Morde – eine Medienkritik“.
Ihre Ergebnisse belegen, dass sowohl deutsch- als auch türkischsprachige Medien in keiner Weise ihrer Pflicht nachgekommen sind, gesellschaftliche Prozesse professionell zu beobachten, um eine kritische Öffentlichkeit fördern zu können.
Die Studie erhalten Sie online hier.