Die „Initiative Nachrichtenaufklärung“ (INA) hat gestern in Bremen eine neue Rangliste der vernachlässigten Themen vorgestellt. Damit will das von Journalisten und Kommunikationswissenschaftlern getragene Projekt die Aufmerksamkeit auf gesellschaftlich relevante Nachrichten lenken, die — aus welchen Gründen auch immer — in der medialen Berichterstattung untergegangen sind. Im Jahr 2009 wurden der INA zufolge vor allem folgende Themen vergessen, verschwiegen oder verdrängt:
- Notstand im Krankenhaus: Pflegebedürftige allein gelassen
- Psychiatrie: Bundesregierung biegt UN-Konvention zurecht
- Kriegsberichterstattung lenkt von zivilen Friedensstrategien ab
- Rechtswidrige Anwendung von Polizeigewalt
- Lücken der Finanzaufsicht bei Kirchen
- Mangelhafte Deklarierung von Jodzusatz in Lebensmitteln
- Patente auf menschliche Gene und Gensequenzen
- Schulen für Gehörlose unterrichten keine Gebärdensprache
- Mangelnde Kontrolle deutscher Rüstungsexporte
- Sondermüll beim Bauen und Sanieren
Nähere Informationen zu den Themen finden sich auf der INA-Homepage.
Die „Initiative Nachrichtenaufklärung“ wurde 1997 nach dem Vorbild des US-amerikanischen „Project Censored“ gegründet und publiziert seitdem jährlich ein Ranking mit Themen, die in der journalistischen Berichterstattung außen vor geblieben sind. Medienschaffende, gesellschaftliche, wissenschaftliche und politische Institutionen, aber auch alle Bürger haben die Möglichkeit, bei der INA ihrer Meinung nach vernachlässigte Nachrichten einzureichen. Im vergangenen Jahr wurden die Themenvorschläge in einem Projektseminar am Institut für Journalistik der TU Dortmund nachrecherchiert und aufbereitet. Über die Rangfolge der jährlichen „Top-Themen“ entscheidet eine Jury aus Wissenschaftlern und Journalisten.